Arrival

Eine Kritik von Taxi Driver

Filmdaten
Deutscher Titel Arrival
Originaltitel Arrival
Produktionsland USA
Originalsprache englisch
Erscheinungsjahr 2016
Länge 117
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Denis Villeneuve
Drehbuch Eric Heisserer
Produktion Dan Levine,
Shawn Levy,
David Linde,
Karen Lunder,
Aaron Ryder
Musik Jóhann Jóhannsson
Kamera Bradford Young
Schnitt Joe Walker
Besetzung
Amy Adams: Dr. Louise Banks
Jeremy Renner: Ian Donnelly
Forest Whitaker: Colonel Weber
Michael Stuhlbarg: Agent Halpern
Mark O’Brien: Captain Marks
Tzi Ma: General Shang

Arrival, ja den habe ich damals im Kino gesehen und fand ihn da schon ziemlich klasse. Dies liegt unter anderem daran, dass er zu den „Katastrophenfilmen“ zählt, die ohne grosses Vorgeplänkel auskommen. Man steigt direkt in die Handlung ein ohne drumherum zu reden. Was besonders gut gefällt, ist dennoch die besondere Ruhe, mit der der Film arbeitet. Die üblichen Katastrophenfilm-Klischees wie Massenpanik und Verkehrschaos sieht man nur im Fernsehprogramm, nicht in der Handlung selbst. Die ganze Story wird extrem ruhig aufgebaut.

Aber um was geht es überhaupt?

Der Film beginnt damit, dass die Sprachwissenschaftlerin und Linguistin Dr. Louise Banks sich an den Tod ihrer Tochter erinnert, welcher an einer seltenen Krankheit verstorben ist.

Kurze Zeit später werden rund um den Globus zwölf ausserirdische Raumschiffe gesichtet. Die US Regierung bringt Louise mit einem Physiker namens Ian Donnelly nach Montana, wo das Raumschiff sich befindet welches über amerikanischen Boden schwebt. Es handelt sich um eine etwa 450 m hohe muschelartig aussehende Konstruktion. Wie eine senkrecht stehende Miesmuschel.

Nach einem ärztlichen Check Up der beiden werden sie in den bisherigen Stand der Forschung eingewiesen. Die Armee hat am Fusse des Raumschiffes ein grosses Forschungs- und Verteidigungscamp aufgebaut. 

Beide werden schliesslich direkt zum Raumschiff gebracht, welches alle 18 Stunden an seiner Unterseite einen ja, wie kann man sagen, eine art Zugangsschacht öffnet. Mittels einer Hebebühne werden sie hineingebracht. Es geht einen langen Gang entlang, bis man schliesslich in einer art Halle steht der sich eine grosse Glasscheibe oder Ähnliches befindet. Die Setdesigner haben sich hier wirklich alle Mühe gegeben bzw. wurden am Greenscreen wirklich tolle Handlungsorte entworfen. Alles wirkt permanent sehr düster und nebelig, die Hintergrundmusik unterstützt hier die Bilder perfekt. In Schutzanzügen nähert man sich der Scheibe, hinter der die sogenannten Heptapoden auftauchen, also fremdartig gewesen mit sieben Füssen (heptos ist griechisch für sieben). Man könnte sie als laufende Tintenfische oder ähnliches interpretieren. 

Nach mehrmaliger Kontaktaufnahme gelingt es die Ausserirdischen dazu bewegen sich den Menschen mitzuteilen. Dies geschieht dadurch, dass sie Kreise an die Glasscheibe malen. In mühevoller Kleinarbeit, gelingt es den Wissenschaftlern diesen Zeichen eine Art Sprache abzuringen.

Luise hat derweil immer wieder ja, Halluzinationen oder Visionen von ihrem toten Kind. Teilweise werden die einzelnen Szenen nicht nur dadurch unterstützt, das man eine absolut perfekte Musikuntermalung hat, sondern auch teilweise einfach nur Stille hat. Diese ist auch wenn sie nur Sekunden andauert, für den Zuschauer ungewohnt und stark gewöhnungsbedürftig. Die Stille erzeugt eine Art Druck auf den Zuschauer und zieht ihn noch mehr in die Handlung hinein.

Derweil laufen die üblichen Krisenfolgen im Hintergrund an: Plünderungen, Überfälle, Verschwörungstheoretiker die das Ende der Welt heraufbeschwören, christliche Apokalyptiker die die Offenbarung erkennen wollen, fernöstliche Diktatoren die einfach mal drauflos ballern, und so weiter. Es wird kein Fach des Klischee-Baukastens vergessen, was einen an diesem Film aber hier erstaunlicherweise nicht stört. Dem Regisseur gelingt der Kniff diese Klischees nicht die Oberhand über die Handlung gewinnen zu lassen, sondern sie nur als logische Folge im Hintergrund anzudeuten. Die Haupthandlung bleibt weiterhin durchgängig ohne Hektik und ohne Krawall. Das gefällt mir an diesem Film ausserordentlich gut. 

Man versucht nun, mit eigenen Sprachzeichen einen Dialog mit den ausserirdischen zu beginnen. Dies geht allerdings in die Hose, da man die Antwort der Ausserirdischen als “Waffe anbieten” versteht,. Teile des Militärs geraten deswegen in Panik, verstehen nicht das mit Waffe auch Werkzeug oder ähnliches gemeint sein kann und diese Antwort weitere Dialoge und nähere Studien der seltsamen Sprache voraussetzt um sie genauer zu interpretieren und zu verstehen. China übersetzt derweil Stadt “Waffe anbieten”„ seinerseits “Waffe nutzen”  was die Situation zum eskalieren bringt. 

Die Kommunikation der beteiligten Wissenschaftler der betroffenen Länder in denen die ausserirdischen gelandet sind wird unvermittelt abgebrochen. Louise erhält den Auftrag genauer zu erforschen was die Ausserirdischen wollen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, da man einen internationalen oder globalen Krieg verhindern will in dem man herausfindet was genau die Absicht der Ausserirdischen ist. Es entsteht die Angst, dass ein globaler Krieg erfolgt, ohne dass die Ausserirdischen angreifen da das Misstrauen unter den Beteiligten Staaten so stark ist dass man sich gegenseitig selbst zerfleischt. .

Auf eigene Faust betreten Banks Und Donnelly das Raumschiff erneut um mit den Ausserirdischen kommunizieren. Sie bemerken zuerst nicht, dass ein Teil der Soldaten, ohne dass dafür ein Auftrag vorlag, eine Bombe im Inneren des Raumschiffs platziert hat, da man sich von der Panik anstecken liess, die Ausserirdischen würden eine Invasion planen oder ähnliches. 

Die Ausserirdischen schreiben eine Menge Zeichen an die Wand, doch die Wissenschaftler bemerken derweil weiterhin nicht in welcher Gefahr sie sich befinden. Währenddessen eröffnen die separierten Soldaten draussen das Feuer auf Ihre Kollegen, um sicher zu gehen dass die Detonation der Bombe nicht abgebrochen wird. Die Ausserirdischen Schleudern die beiden Wissenschaftler aus dem Raumschiff heraus und können dieses gerade noch verschliessen bevor die Bombe explodiert. Louise und Donnelly konnten gerettet werden.

Die weltweite Lage spitzt sich immer weiter zu, China stellt den Ausserirdischen ein Ultimatum von 24 Stunden um die Erde zu verlassen. Derweil ist der Kontakt unterhalb der verschiedenen Wissenschaftlern die über den Globus verteilt sind weiterhin unterbrochen. Banks und Donnelly forschen derweil weiterhin an den Zeichen, die Ihnen die Ausserirdischen übermittelt haben.

Sie finden heraus, dass die Botschaft die sie von ihrem Raumschiff bekommen haben nur ein zwölftel des gesamten Bildes sein kann. Man müsse alle Zeichen alle zwölf Raumschiffe zusammenfügen um die komplette Situation Botschaft zu entschlüsseln und die Situation korrekt einzuschätzen. Dies scheint jedoch am Widerstand der üblichen Betonköpfe in Regierung und Militär zu scheitern, die lieber das behalten möchten was man schon weiss um nicht zu riskieren den vermeintlichen Gegner im Ausland mir zu verraten als absolut notwendig ist. 

Es ist ein schönes Filmbeispiel dafür, wie gezeigt werden kann wie einzelne Länder beziehungsweise Regierungen unbekannte und unsichere Situationen dazu nutzen, vorhandene Ressentiments zu stärken und zu etablieren und unbekanntes und neues zuerst einmal dazu nutzen eine Bedrohung zu prognostizieren wo vermeintlich gar keine ist um eigene Interessen durchpeitschen und einen Krieg anzuzetteln.

Das Raumschiff hat sich aufgrund der Explosion der Bombe derweil in eine grössere Höhe höre zurückgezogen. Das Camp soll schliesslich evakuiert werden, man will sich auf einen Krieg vorbereiten und rechnet mit einem Angriff der Ausserirdischen. Banks begibt sich noch einmal zum Raumschiff und wird mit einer Art Kapsel oder Fahrstuhl von Ihnen nach oben geholt. Sie stellt fest, dass durch die Explosion der Bombe einer der beiden ausserirdischen die Sie gesehen haben getötet wurde. Die Scheibe wurde durch die Explosion zerstört und sie kann nun direkt Auge in Auge mit dem verbliebenen Ausserirdischen kommunizieren.

Banks fragt den Ausserirdischen nach dem Zweck des Besuchs. Der Ausserirdische antwortet ihr, dass diese Zeichensprache aus Ringen ein Geschenk an die Menschheit sein soll. Die nicht lineare Wahrnehmung der Zeit soll dazu beitragen zu verstehen, warum die Ausserirdischen in 3000 Jahren selbst die Hilfe der Menschheit benötigt. Das was in der Zeichensprache fälschlicherweise als Waffe erkannt wurde ist in Wahrheit eher als Werkzeug gemeint. Die gemeinsame Sprache als Werkzeug zur Überbrückung von Differenzen. Es geht also um die Verständigung mit den Aliens und um die Verständigung der Völker auf der Erde untereinander.

Nach und nach steigt man als Zuschauer dahinter, dass diese vermeintlichen Rückblenden zu ihrem Kind die Luise andauernd sieht, keine Rückblenden sondern eher eine Art Vorwärtsblenden in die Zukunft sind. Durch den Kontakt mit den Ausserirdischen scheint sie eine Fähigkeit erworben zu haben die sie in die Zukunft schauen lässt. Man sieht also nicht ihre verstorbene Tochter, sondern die Tochter die sie in Zukunft haben wird und wie diese in der Zukunft an einer Krankheit verstirbt. Louise scheint in ihrer Arbeit als Linguistin ein Übersetzungshandbuch für die so genannte Sprache “Heptapod” entwickelt und geschrieben zu haben. Sie hält Vorträge darüber und erklärt der Menschheit wie man diese Sprache benutzen kann.

Dennoch will die Armee und die Regierung an ihrem Plan festhalten, die Aktion abzubrechen und die Mission einzustampfen. Es soll keine weitere Kommunikation mehr mit den Ausserirdischen oder den anderen Ländern geben.

In einer “Erinnerung an die Zukunft” sieht sie, wie ihr der chinesische General Shang  dafür dankt, dass Luise ihn damals vor 18 Monaten auf seiner privaten Handynummer angerufen hat, die sie eigentlich gar nicht kennt. Anscheinend wird hier die Zukunft mit der Gegenwart verknüpft, und durch diese Erinnerung in die Zukunft bekommt sie die Telefonnummer des Generals und kann ihn anrufen.

Dies scheint die Rettung in letzter Sekunde zu sein, die internationale Kommunikation der beteiligten Länder wird wieder aufgenommen und die Situation entspannt sich. Alle Nationen in denen die Ausserirdischen gelandet sind, legen ihre Forschungsergebnisse offen, sodass alle Wissenschaftler auf dem gleichen Wissensstand kommen. Die Ausserirdischen verlassen die Erde und die Situation scheint bereinigt zu sein. 

Luise erzählt Ihrem Kind nun, wie sie und ihr Vater, Donnelly sich kennengelernt haben und es wird gezeigt wie sie ihrer Tochter den Namen Hannah gibt, welchen man vorwärts und rückwärts lesen kann. 

Nein, was mir an diesem Film vor allem gut gefällt ist dass es mal keiner dieser Yippieei Yeah “wir treten ET in den Arsch” Filme ist wie zum Beispiel Independence Day. Ruhig, sachlich, etwas bedrückend sogar wird hier die Kontaktaufnahme mit den Ausserirdischen geschildert. Am Ende gibt es keine riesigen Explosionen und Gemetzel, sondern eine friedliche Lösung. Auch von der ganzen Atmosphäre her ist der Film kein Actionfilm sondern eher ja, wie kann man sagen, ein Zukunftsdrama oder ein Science-Fiction Drama. Nein, die Mischung gefällt ausserordentlich gut und stellt einmal einen klaren Gegenpol zu den ganzen bisher gezeigten konventionellen Alienfilmen dar. Vorallem, da die Aliens hier nicht in den Mittelpunkt der Handlung gerückt werden, sondern nur als Brücke dazu dienen um zu zeigen was bei der Kommunikation der Menschen untereinander auf der Erde schiefläuft. Der Film ist weniger ein Film über Ausserirdische denn ein gesellschaftskritischer Film, wenn auch leider etwas zu sehr und zu stark auf die Sichtweise der Amerikaner fokussiert. Ansonsten kann man sagen dass das in der Gesamtzusammenstellung überaus gelungen ist. Wir haben hier eine spannende, interessante Handlung, gemixt mit sehr ansprechenden und aufwändigen Bildern und guten Darstellern die ihre Rollen voll ausfüllen. Vor allem Forrest Whitaker gefällt mir hier in der Rolle des Befehlsempfängers. Er ist eingeklemmt zwischen der Rationalität die Luise anmahnt einerseits und dem Druck von seinen Vorgesetzten andererseits.

Nein, Ich muss sagen, am Ende ist das ein spannender und interessanter Science Fiction Film, der sich dem Thema mal von einem anderen Blickwinkel aus nähert und das macht Ihn so besonders und vor allem so besonders spannend. 

Eine Sehempfehlung!

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